Großstadtdschungel
(Delhi)
Landung in Indien. Und schon Das, ist in Neu-Delhi
ein echtes Erlebnis. Als ca. zehn Minuten vor unserer Landung die ersten
Sonnenstrahlen über die Stadt fallen, traut man seinen Augen nicht: Egal wo man
hinschaut, man sieht nur Smog und bis zum Horizont eine große Stadt!
Hochhäuser, heruntergekommene riesige Wohnblocks, strahlende Wolkenkratzer,
normale Häuser und eine unfassbare Menge an Hütten erbaut aus dem Müll der
Straße. Ein riesiger, fein genähter Flickenteppich.
Irgendwo im Nirgendwo dieser unendlichen Metropole
landen wir. Das Auschecken, die Passkontrolle, die Hotel – und Taxibuchung am
Flughafen funktionieren problemlos und nicht einmal zwei Stunden nach der
Landung sitze ich im – doch sehr westlichen – „Delhi City Centre Hotel“. Der
Preis von 1.500 Rupien (knapp 20 €) ist zwar gesalzen, mir in meiner
augenblicklichen Gemütslage aber völlig egal. Erstmal Ausschlafen.
|
Vor der Haustür Blick nach rechts |
|
Blick nach links |
Später, so gegen fünf Uhr nachmittags, unternehme
ich dann den ersten Ausflug in die Stadt. Da ich sehr zentral im
Bahnhofsviertel Paharganj abgestiegen bin, muss ich einfach nur vor die Tür
treten um mittendrin im Trubel zu sein. Und schon nach drei Stunden
Umherstreunen in Delhi, kommt man nicht umhin, immer und immer wieder die
unfassbaren Extreme dieser Stadt zu bestaunen. Ich hatte vor diesem Trip schon
oft davon gelesen und mir zugetraut, mit der Situation, der so oft und
schonungslos sichtbaren Armut, klarzukommen. Doch jetzt, da genau das Realität
wird, habe ich trotzdem das Gefühl unvorbereitet gegen eine Wand zu rennen. Das
nennt man dann wohl Kulturschock.
Viele Leute schlafen auf der Straße neben wild
umherstreunenden Straßenhunden. Aber das „Auf-der-Straße-Schlafen“ muss man
hier wortwörtlich nehmen. Männer wie Frauen mit nichts, abgesehen von dem was
sie anhaben, liegen auf dem blanken Teer – schlafend oder betrunken – während
die Inder es fertigbringen über sie hinwegzustiefeln als wären es Tiere.
Besonders eingeprägt hat sich mir dabei auf der Taxifahrt
vom Flughafen zum Hotel das Bild einer Großfamilie; viele Frauen verschiedenen
Alters, gekleidet in einstmals prächtigen, jetzt jedoch verdreckten und
zerrissenen Saris. Die dabei sitzenden halbnackten Männer schauen desillusioniert
und fertig aus. Um diese Gruppe herum hüpfen und rennen völlig verdreckte,
teils schlimm zugerichtete Kinder und spielen Fangen. Und wie um dem ganzen die
Krone aufzusetzen beobachte ich dieses Bild nicht in irgendeiner abgelegenen
Seitenstraße, sondern auf einer Verkehrsinsel, auf einer der größten, lautesten
und wahrscheinlich dreckigsten Straßen Neu Delhis, der Ring Road.
|
Typische Straßenszene |
Wenn man es aber schafft diese Bilder und die damit
verbundenen Gefühle zurückzustellen, erlebt man gleichzeitig auch ein ganz
anderes Delhi. Extrem freundliche Menschen (egal wen man auf der Straße
anlächelt, es lachen mindestens drei Gesichter zurück), ungewohntes, extrem
vielseitiges und leckeres Essen, und hin und wieder, inmitten des totalen
Verkehrschaos, Elefanten! Jedes mal wenn ich einen dieser Dickhäuter sehe, muss
ich mich beherrschen nicht laut aufzulachen. Zu gut ist dieser Gegensatz
zwischen der Hektik des indischen Alltags und der unerschütterlichen
Entspanntheit eines Haathi, des indischen
Elefanten.
|
Elefant im Stadtverkehr |
Ebenfalls äußerst wirkungsvoll um auf andere
Gedanken zu kommen – und nebenbei unschlagbar preiswert – ist eine Rikscha-Taxifahrt.
Eine Fahrt mit diesen dreirädrigen Gefährten mit löchrigen Wellblechplatten als
Unterboden und dafür doppelt so lauten Hupen wie in Europa überhaupt zulässig,
kann den Puls schon mal in die Höhe schnellen lassen. Meine bisherigen
Taxifahrer, genauso wie anscheinend auch alle Kollegen ihrer Zunft, sind
entweder stark suizidgefährdet oder allesamt auf Drogen. Hier wird nicht
gefahren, hier wird um jeden Meter gekämpft! Und obwohl ich mich als eher
entspannten Mitfahrer einstufe, bin ich schon ein bis zweimal nicht darum
herumgekommen, mir ernsthaft zu überlegen, wie ich am besten aus dem fahrenden
Taxi springe.
|
Rikscha-Taxi |
|
Chilliger Barbier |
|
Menschenmassen vor dem Bahnhof New Delhi |
|
Blick aus meinem Hotelfenster |
Alles in allem also, zwei sehr intensive Tage in
Delhi. Nach diesem funktionierendem Chaos brauche ich dringend ein bisschen
mehr Ruhe und habe mir vorhin nun ein Bahnticket (Fahrkarten an indischen
Bahnschaltern zu kaufen, erfordert viel Geduld und – trotz der sehr netten
Mitarbeiter – im Schnitt mindestens 2 Stunden Zeit) in den hohen Norden nach
Dehradun gebucht. Von hieraus werde ich dann die nächsten Tage entscheiden ob
ich eine etwas längere Trekkingtour auf ca. 3.500 Meter Höhe zu den heiligen
Tempeln von Uttarakhand unternehme. Oder ob ich auf den Spuren der Beatles
wandle und mit Rishikesh die Welthauptstadt des Yogas, abgespaceter Gurus und
der New-Age-Bewegung erkunde!
Bis dahin...Namaste.
|
Straße zu meinem Hotel |
|
Arakashan Road |
|
Feuerschutz meines Hotels |
|
Straße ins Zentrum |
|
Blick vom Bahnhof nach Delhi |
|
Bahnhof New Delhi |
Danke! Die Bilder sind toll und du schreibst sehr schön. Da freu ich mich auf mehr ;)
AntwortenLöschen