Mittwoch, 26. Februar 2014

Bis zum letzten Atemzug                  




Nach elf Stunden im Bus von Kodaikanal nach Bangalore, zwei Nächten dort und eine vierundfünzig-stündige Zugfahrt später, bin ich wieder in Delhi. Zwei Tage und zwei Nächte lassen einen, im  ganz eigenen Kosmos indischer Bahnen und Bahnhöfe, erneut interessante, lustige Bekanntschaften machen (Grüße an meine beiden nepalesischen Mitreisenden Rupesh und Bimal. Die beiden wollten mit einem Kumpel die letzte Woche eigentlich nach Bangalore ziehen, was die Massen an Gepäck die sich unter den Betten stapeln, erklärt. Kurzfristig wurde ihr Job jedoch wieder gekündigt, was die drei nur ein paar Tage später, nun schon wieder zurück in die Hauptstadt fahren lässt. Trotzdem gut gelaunt und mit dem, für's indische Leben manchmal erforderlichen Zynismus, haben mir diese zwei Jungs richtig Lust auf Nepal gemacht. Und nach fünf Monaten in Indien, kann ich mir jetzt nach dieser Zugfahrt zuschreiben, die indische Volkssportart Kricket, halbwegs zu durchschauen.). 
Old Delhi Traffic 
Und so geht die Bahnfahrt auch relativ entspannt und schnell vorbei. Und nach den ersten Tagen hier in Delhi - bei meinem zweiten Besuch der Stadt, mit der ein oder anderen Sehenswürdigkeit und einem ruhigeren, viel billigeren Hotel, in dem an Varanasi erinnernden Gassengewirr Paharganjs - fühle ich mich wesentlich wohler als an gleicher Stelle, letztes Jahr.

Die Jama Masjid in Old Delhi - inmitten von Menschenmassen, Basaren und Waren aller Art gelegen - ist die größte Moschee Indiens. Das Gebäude bietet Platz für 25.000 Gläubige und die mächtigen Säulen und Kuppeln strahlen definitiv eine besondere Atmosphäre aus. Im Inneren der Mosche sitzen hier und da über den Boden verstreut, leise aus dem Koran rezitierende, den Oberkörper in ständiger Bewegung haltende, Männer jeden Alters. Manche halten auch nur ein kleines Pläuschchen mit einem Freund oder Fremden. Und als ich durch die großen Gänge der Moschee schlendre, werde ich prompt von zwei jungen, eindeutig gläubigen Arabern, eingeladen mit ihnen zu sitzen und sich auszutauschen. Nach meinem kurzen Ausflug auf eines der hohen Minarette (der mal wieder nur mit Bakshish durchsetzbar war) und einem phänomenalen Blick über Delhi, beginnt dann das zweistündige Mittagsgebet.





Blick vom Minarett der Mosche zum Red Fort






















Als mir ich aus diesem Viertel Old Delhis, Richtung Bahnhof ein Tuk-Tuk zurücknehme, bemerke ich wie stark diese Teile Delhis, muslimisch geprägt sind. Von Istanbul nach Delhi Railway Station in zwanzig Minuten, für hundertfünfzig Rupien!








Die Anlagen des Red Fort stammen aus der Zeit herrsch -und prunksüchtiger
Maharadjas, mit Edelstein verzierten Häusern, Palast-Eunuchen, hunderten Harems-
damen, Mord und Totschlag (welche Söhne genau und wie oft hier, ihre eigenen Väter
einsperren oder - etwas endgültiger - erdolchen ließen, weiß ich nicht, aber es scheint das ein
 oder andere Mal vorgekommen zu sein). Von der einzigen Pracht ist jedoch nur der kleine Teil
zu sehen, den die Briten nicht dem Erdboden gleichgemacht haben.


























Gebäudekomplexe im Red Fort





























Neben meinem Besuch im Red Fort - eine der gewaltigsten Festungsanlagen die ich jemals gesehen habe - wird mir ebenso meine augenblickliche Wohnstätte, das Bahnhofsviertel Paharganj, in guter Erinnerung bleiben. Es ist laut, dreckig, voller Bettler, beherbergt eine geschäftige Drogenszene, unfassbar gutes auf der Zunge zergehendes Straßenfood, überall Internet, viele Traveller und am nicht weit entfernten Main Bazar gibt es alles was man sich, in dieser und allen noch zu entdeckenden Dimensionen, vorstellen kann zu kaufen. 

























National Electricals





Indien macht es einem diese Tage leicht, es bis zum letzten Moment auszukosten. Ab -und zu das typische, grausame Zwinkern. Der Rest der Stadt zeigt sich jedoch von seiner besten Seite. Und ich genieße das, bis zum letzten Atemzug auf indischem Boden. Weil ich die letzten Tage realisiert habe, dass ich Indien, schon bald vermissen werde.






1 Kommentar:

  1. Dein Blog ist wirklich super, uns super informativ. Ich gehe auch bald nach Indien und habe auch schon einen Blog angefangen, ich lese mir total gerne Blogs über "mein Land" durch. :p

    LG.
    http://www.jgoestoindia.blogspot.com

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