An's Ende Indiens und zurück
Fischmarkt in Verkala |
Bunt, laut, schnell: Indische Local-busse |
Im Süden Indiens ein häufiges Bild: Mit Werbung vollgepinselte Hauswände |
Neyardum
Erstes Ziel unseres Trips weiter der Sonne nach, ist Neyardum, ein winziges Nest im Dschungel Südindiens, etwas im Landesinneren gelegen. Im in Laufweite beginnenden Naturschutzpark leben Tiger, Löwen, Elefanten und Krokodile. Ich entschließe mich aber gegen eine der Safaris durch den Park. Die Population, speziell die der Raubkatzen sowie der Krokodile, ist nicht besonders hoch, wie uns der etwas zwielichtige Veranstalter am Tag davor ankündigt. Und die Tiere - wie mir danach erzählt wird - in viel zu kleinen Käfigen und sichtbar leidend vorgeführt zu bekommen, ist nicht wirklich das, was ich mir unter einer Safari vorstelle.
Straßenkreuzung in Neyardum |
Und bei einer kleinen Wanderung, die Tal und ich anstatt der Safari angesetzt haben, gelangen wir nach nicht mal zwanzig Minuten Fußmarsch die kleinen Berge hinauf, in ein noch sehr viel winzigeres Dorf als Neyardum.
Die kleine Siedlung, in der ca. zehn bis fünfzehn Familien leben, ist im Schatten großer, eng stehender Bäume gelegen. Alle Bäume um uns herum sind am Stamm aufgeschlitzt und spenden dickes, weißes Harz in kleine Holzschalen. Ältere indische Frauen gehen ihrer täglichen Arbeit nach. Die Kinder sind noch in der Schule. Die Männer arbeiten. Ein Fernseher ist aus einem der Häuser aus Beton zu hören und ist das leise Hintergrundrauschen, für eine Soundatmosphäre die vom vielstimmigsten Vogelgezwitscher, dass ich bisher erlebt habe, komplettiert wird.
Eine eigenartig entspannte, sehr friedliche Stimmung liegt über dem kleinen Dorf. Nach einmal Hoch-und Runterschlendern entscheiden wir, uns auf das Dach, eines gerade erst fertiggestellten, Betonhauses zu setzen. Völlig überraschend eröffnet uns das kleine Dach einen phänomenalen Blick auf ein, irgendwie unerwartetes, Gebirge nicht weit von uns.
Und dann wird uns von einer der indischen Hausfrauen - nachdem ich zuvor eigentlich schon ein großes indisches Thali zum Frühstück gegessen hatte - vollkommen kommentarlos und mit einem großmütterlichen Lächeln, eine Thaliplatte mit Saucen, Gemüse und zwei riesen Schalen Reis, aufs Dach gebracht. Wir sind verdutzt, erfreut und die natürliche Art und Weise auf die völlig unbekannten, fremden Reisenden mit dem mildesten Lächeln der Welt, auf einem Hausdach gutes Essen serviert wird, lässt uns zwei, mehr oder weniger sprachlos zurück. Nachdem wir kurz überlegt haben, wie wir uns wenigstens halbwegs revanchieren könnten, finden wir zum Glück noch einen Stift in Tals Tasche. Ein gezeichnetes Herz, ein schnell hingekritzeltes "Thankyou", mit unseren zwei Namen auf eine aufgerissenen Zigarettenschachtel geschrieben, überreichen wir zusammen mit dem kanadischen Kugelschreiber, feierlich der alten Dame. Und nach einer kurzen, herzlichen Verabschiedung samt Küssen auf die Stirn, geht es wieder zurück in unser kleines Guest House an der kaum befahrenen Hauptstraße Neyardums.
Kanyakumari
Nicht mal vierundzwanzig Stunden nach unserer Thali-Einladung, sind wir schon in der nächsten Stadt, direkt am südlichsten Punkt Indiens gelegen.
Direkt vor dem Ende des indischen Kontinents treffen sich hier drei Meere. Die über dem Ozean zu sehende auf -und untergehende Sonne, eine riesige im Meer stehende Statue, indische Touristen, Schulklassen von der Größe so mancher Schule, bunte - mich an Portugal erinnernde - Fischerboote und Häuser, der wilde Ozean und ein, mit großen - und nachts mit Kerzen beleuchteten - steinernden Vaginas, geschmückter Tempel auf dem Festland. Kanyakumari.
Die christlichen Missionare landeten vorwiegend im Süden Indiens. Und neben gewohnt vieler Hindu-Tempel, sieht man hier manchmal auch eine Kirche. |
Spielende Kids in Kanyakumari |
Rhameswaram
Und auf eine eigenartige Weise fühlt man sich in der heiligen Hindu-Stadt, in den Norden Indiens zurückversetzt. Ein riesiger Tempelkomplex, der in manchen Teilen nur für Hindus zugängig ist und der nur ein paar Kilometer entfernte, letzte Strand auf indischem Festland (bevor die Inselkette nach Sri Lanka beginnt), werden mir als die eindrucksvollsten, schönsten Plätze hier in Erinnerung bleiben. Der wilde, weitläufige Strand, auf dem nur verstreut ein paar verfallene Holz -und Palmhütten früherer Fischersiedlungen stehen, der hier sehr gefährliche aber wunderschöne Ozean, die bewegungslos im Schatten sitzenden Menschen sowie eine - trotz des Windes - brütende Hitze, vermittelten auf abstruse Weise ein Ende-der-Welt-Gefühl.
Siedlungen am Ende Indiens, vor der Inselkette Sri Lankas |
Madurai
Drei Nächte verbringen wir darauf in der sehr lebhaften Stadt Madurai, weiter Richtung Nordosten. In der Stadtmitte steht ein - von vier riesigen, bunt geschmückten Türmen - flankierter Tempelkomplex. Der phasenweise eher an ein Labyrinth erinnernde Tempel, schaut von außen beeindruckend aus, in die wirklich interessanten, heiligen Räume im Inneren, werden aber erneut nur Hindus zugelassen.
Madurai mit den vier Tempeltürmen im Hintergrund |
Und danach geht es für eineinhalb Wochen in die Berge Südindiens, auf ca. zweitausend Meter nach Vattakanal. Eine Kleinstadt und Region, die ich für ihre herrliche Natur, das im moment kalte Winterwette, Mushrooms, hohe Berge und das Charras, lieben gelernt habe.
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